Bilbao – baskische Kultur und Tradition trifft auf Moderne
Dass die nordspanische Stadt Bilbao die spanische Kultur verkörpert, würden Einheimische niemals bestätigen. Wer sich im Baskenland aufhält, bemerkt überall den Stolz auf die eigene Region, den die Einwohner in sich tragen. Besonders deutlich wird das in der größten Stadt Bilbao, die, im Jahr 1300 gegründet, traditionelle historische Bauwerke in einer Symbiose mit zeitgenössischer Architektur verbindet. So zeigt sich insbesondere beim Blick auf das weltberühmte Guggenheim-Museum als Inbegriff der Moderne und den klassizistischen Gebäuden der Altstadt im Hintergrund die einzigartige Identität, auf welche die Basken so stolz sind.
Das Baskenland
Als autonome Region auf überwiegend spanischem Festland sehen sich die Basken stets als separates Volk und möchten nur ungern als Spanier bezeichnet werden. Das fällt in Bilbao, der mit fast 350.000 Einwohnern größten Stadt des Baskenlandes besonders auf. So besitzen sie neben dem Spanischen mit dem Euskara ihre eigene Sprache, die als besonders schwer gilt und insgesamt von etwa 700.000 Menschen gesprochen wird. Die Sprache soll sogar so kompliziert sein, dass einer Sage nach der Teufel eine Wette verloren hat sie zu erlernen. Wie verwurzelt baskische Traditionen in Bilbao sind, zeigt sich insbesondere im städtischen Erstliga-Fußballverein Athletic Bilbao, der traditionell nur Spieler einsetzt, die gebürtige Basken sind oder zumindest baskische Vorfahren besitzen. Ihre Bindung ist für gewöhnlich so hoch, dass viele den Verein niemals im Laufe ihrer Karriere verlassen. Das 2013 neu errichtete Stadion San Mamés stellt als Heimat Athletic Bilbaos eine besondere Sehenswürdigkeit der Stadt dar und der weit verbreitetste Exportschlager der Region sollte wohl auf der ganzen Welt bekannt sein: Die Baskenmütze.
Ría de Bilbao – Die Lebensader der Stadt
Die Geschichte Bilbaos ist untrennbar mit dem Ría, dem Fluss, der zahlreiche Kilometer durch die Stadt fließt, verbunden. Er ist nicht nur Namensgeber der Stadt, wie die deutsche Übersetzung des Baskischen bi albo verdeutlicht: Zwei Seiten. Bereits in der Gründungszeit war der Ría als wichtigster Standortfaktor für die industrielle Entwicklung der Region unumgänglich – heute gilt er mehr denn je als Herzstück der baskischen Stadt. So können Besucher zahlreiche Freizeitangebote wahrnehmen. Sie können beispielsweise Fahrten auf dem Fluss an Bilbaos Altstadt vorbei bis in die Randbezirke buchen, bei denen sich viele interessante Fakten und Geschichten über die baskische Metropole erfahren lassen. Mit der Zeit sind am Flussufer besonders in Altstadtnähe viele Hotels entstanden, die versuchen, das außergewöhnliche Flair einzufangen. Nur wenige Kilometer nördlich von Bilbao mündet der Ría schließlich im Golf von Biscaya in den Atlantischen Ozean.
Die quirlige Altstadt versetzt Besucher in eine frühere Zeit
Ein besonderer Publikumsmagnet ist die Altstadt, die trotz stetigen geschäftigen Treibens eine Gemütlichkeit ausstrahlt und die Besucher in frühere Zeiten zurückversetzt. In der Altstadt Casco Viejo, in der Bilbao vor über 700 Jahren gegründet wurde, finden Besucher die bekannten sieben parallelen Straßen,Siete Calles, und vor allem zahlreiche kulturhistorische Denkmäler. Im Geflecht enger Straßen findet sich ein Potpourri von Geschäften, Hotels, historischen Gebäuden sowie bekannten Kirchen, wie die Kathedrale des heiligen Apostels Jakobus und San Antón, die sogar Teil des Stadtwappens ist. Die Siete Calles, wie die Altstadt ebenfalls genannt wird, hält zudem noch ein ganz besonderes Wahrzeichen der Stadt bereit: Den Plaza Nueva, der sich als zentraler Platz mit klassizistischer Architektur zu einem der wichtigsten Knotenpunkte Bilbaos entwickelt hat und insbesondere beim wöchentlichen Straßenmarkt ein ganz besonderes Flair ausstrahlt.
Ob von innen oder außen – das Guggenheim-Museum ist ein Muss
Das wohl berühmteste und auf der ganzen Welt bekannte Bauwerk Bilbaos ist das Guggenheim-Museum, das nicht nur aufgrund seiner einzigartigen Exponate die Menschen berührt. Ausstellungen beziehen sich zumeist auf die zeitgenössische Kunst des 20. Jahrhunderts und bestehen nicht selten neben Gemälden und Skulpturen auch aus Videopräsentationen und Installationen. Ebenso ist es hingegen die außergewöhnliche Architektur, die dieses Museum für moderne Kunst weltbekannt machte und heute als Wahrzeichen und Symbol der Moderne in Bilbao steht. Das Werk vom kanadischen Stararchitekten Frank Gehry, das 1997 fertiggestellt wurde, zieht heute jährlich bis zu einer Million Besucher an und gibt der baskischen Metropole ein Gesicht. Wie stilprägend das Guggenheim Bilbao Museoa, wie es in der Landessprache heißt, tatsächlich ist, zeigt sich in der Wortschöpfung des Guggenheim- oder Bilbao-Effekts, der eine gezielte Aufwertung einer Stadt durch ein architektonisches Element beschreibt.
Kleine Küche mit großem Geschmack
Ob im eigenen Hotel oder im Lokal um die Ecke, überall in Bilbao können Pintxos gegessen werden, die das typische Gericht der Region sind. Kleine Appetithäppchen, die am ehesten mit den spanischen Tapas verglichen werden können, finden sich insbesondere in der Altstadt, wohin der Blick nur fällt. Dabei sind die Variationen zahlreich und der Kreativität der Köche keine Grenzen gesetzt. Von paniertem Tintenfisch über gegartem Gemüse bis hin zu Kabeljau – alles was in kleinen Mengen zubereitet werden kann, landet auf den Tellern. Als Besonderheit wird die Portion stets mit kleinen Spießen zusammengehalten, woher auch der Name kommt: ‚Pintxo‘ bedeutet Spieß. Bilbao, das zudem als Stadt des Kabeljaus bezeichnet wird, ist zudem Heimat des größten überdachten Marktes der Welt. Die Markthalle Mercado de la Ribera hält an sechs Tagen der Woche alles was das Herz begehrt für die Besucher bereit. So können von frischen Fängen aus dem Meer über Fleisch, Gemüse und Früchten unzählige Delikatessen gekauft und verköstigt werden.